„Politik-Mixologie“: Alles eine Frage der richtigen Dosierung


  • Beim fiskal- und geldpolitischen Umgang mit dem Inflationsschock ist die Rhetorik entscheidend. Wir begrüßen die weitreichenden Maßnahmen zur Abkopplung der Energieeinkaufspreise von den Endkundenpreisen. In Großbritannien findet möglicherweise ein weiterer „Laborversuch“ statt: Der Markt ist bereit, der Regierung etwas entgegenzukommen, damit sie die aktuelle Krise bewältigen kann. Aber es muss klarer werden, wie die künftige Haushaltskonsolidierung aussehen soll.

Da keine klaren Pläne bekannt sind, können einzelne Daten die geldpolitischen Entscheidungen maßgeblich beeinflussen. Die in der letzten Woche erschienenen Daten setzten für die Fed andere Signale als für die EZB. In den USA dürften der leichte Rückgang der Löhne sowie die Erholung der Partizipationsquote die Fed veranlassen, die Leitzinsen auf ihrer nächsten Sitzung nur um 50 und nicht um 75 Basispunkte anzuheben, sofern die Inflationszahlen nächste Woche keine böse Überraschung werden. Im Euroraum könnte der erneute Anstieg der Kerninflation im August hingegen den EZB-Rat durchaus überzeugt haben, den Leitzins diese Woche um 75 statt um nur 50 Basispunkte zu erhöhen – unser neues Basisszenario. Das wäre das Ende der Flickschusterei und brächte den Leitzins schneller in den neutralen Bereich. 

Der Politik-Mix ist jetzt besonders wichtig. Die deutsche Regierung hat ein weiteres Entlastungspaket beschlossen, um die Folgen der steigenden Energiepreise abzufedern. Wir halten die staatlich gesteuerte Entkopplung der Energieeinkaufspreise von den Endkundenpreisen für den optimalen Weg, weil er eine gewisse Abstimmung mit der Zentralbank ermöglicht. Der Inflationsschock würde zwar „künstlich“ entschärft, aber dies könnte dazu beitragen, dass die Inflationserwartungen nicht überschießen. Unter diesem Aspekt betrachtet sind die bislang bekannten Pläne der EU zur Strommarktreform beruhigend. 

Unterdessen findet in Großbritannien ein weiterer interessanter „Laborversuch“ statt. Liz Truss, die allen Erwartungen zufolge den Kampf um den Vorsitz der Tories gewonnen haben dürfte, strebt derzeit allgemeine Steuersenkungen an, um die Folgen eines Energiepreisschocks zu mindern. Abgesehen von der kurzfristigen Unterstützung sind ihre steuerlichen Pläne recht verschwenderisch. Zugleich ist der Markt aber durchaus unter Druck, weil die Investoren davon ausgehen, dass die Bank of England zu weiteren Zinserhöhungen gezwungen sein wird, um die staatlichen Hilfen zu kompensieren. Die Märkte sind bereit, den Regierungen kurzfristig etwas entgegenzukommen, aber sie wollen sicher sein können, dass nach der Krise die Konsolidierung oberste Priorität hat. In der EU soll der Rahmen für eine wirtschaftspolitische Steuerung diese Sicherheit bieten. Wir haben den Vorschlag Deutschlands für seine Reform analysiert.

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