EZB senkt Zinsen erneut, US-Inflation geht weiter zurück
Alles Wichtige auf einen Blick
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt – um 25 Basispunkte auf 3,5%. EZB-Präsidentin Christine Lagarde merkte jedoch an, der Aufschwung im Euroraum stünde „weiterhin vor Hindernissen“. Die EZB senkte dann auch ihre Wachstumsprognose für 2024 leicht auf 0,8%, nachdem sie zuvor von 0,9% ausgegangen war. Unabhängig davon sprach sich der frühere EZB-Chef Mario Draghi für zusätzliche Investitionen in Höhe von 750 bis 800 Milliarden Euro pro Jahr aus, um die stagnierende Wirtschaft der Währungsunion anzukurbeln. In einem Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Europas warnte Draghi, dass Europa ohne höhere Investitionen Gefahr laufe, weiter hinter andere wirtschaftliche Supermächte zurückzufallen.
Nachrichten aus aller Welt:
Die US-Jahresinflation ist im August den fünften Monat in Folge gefallen – auf 2,5% und damit auf ihren niedrigsten Stand seit Februar 2021. Im Juli hatte sie 2,9% betragen. Die Daten belegten weitere Fortschritte bei der Rückführung der Teuerung auf das Zwei-Prozent-Ziel, woraufhin sich die Erwartungen einer Zinssenkung seitens der US-Notenbank „Fed“ auf deren Sitzung im weiteren Wochenverlauf verfestigten. AXA IM rechnet mit zwei Zinssenkungen in diesem Jahr und, abhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen, mit möglicherweise zwei weiteren im Jahr 2025. Die unter Ausklammerung von Energie und Lebensmitteln berechnete Kerninflation stieg im Monatsverlauf von 0,2% auf 0,3%, während die Jahresrate unverändert bei 3,2% lag.
Zahl im Fokus: 8,7%
Chinas Exportwachstum ist im August auf 8,7% p.a. gestiegen und war damit nicht nur so stark wie zuletzt vor 17 Monaten, sondern auch deutlich stärker als im Juli (7%) und als erwartet (6,5%). Die Importe legten allerdings um nur 0,5% zu – weniger als die erwarteten 2% und erheblich weniger als die 7,2% im Juli. Dieser Rückgang könnte auf eine schwächelnde Binnennachfrage in China hindeuten, die ein anhaltendes Problem der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft ist. Unterdessen zog die Jahresinflationsrate der Volksrepublik um 0,6% an (nach 0,5% im Juli). Damit war sie so hoch wie seit Februar nicht mehr, aber immer noch niedriger als erwartet (0,7%).
Wissenswert
Hyperscaler: Dieser Begriff steht für grosse Technologieunternehmen, bei denen es sich in der Regel um Anbieter von Clouddienstleistungen handelt, die riesige weltweite Netze aus Rechenzentren betreiben – Gebäude, in denen Server, Netzwerk- und Speicherinfrastruktur sowie weitere einschlägige IT-Geräte untergebracht sind. Letzte Woche kündigte der Hyperscaler Amazon an, innerhalb der kommenden fünf Jahre 8 Milliarden britischen Pfund (rund 9,48 Mrd. Euro) in den Bau und den Betrieb von Rechenzentren in Grossbritannien investieren zu wollen. Der anhaltende Trend zu cloudbasierter Datenverarbeitung sowie der rasante Vormarsch der künstlichen Intelligenz erfordern immer mehr Rechenzentren. Derzeit wird ihre Zahl auf über 10.000 weltweit geschätzt. Die Hälfte davon ist in den USA angesiedelt.
Das bringt die Woche
Kommende Woche werden die Zentralbanken im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Am Mittwoch tritt die Fed zum Zinsentscheid zusammen, am Donnerstag legt die Bank of England ihre weitere Geldpolitik fest, und am Freitag folgt die Bank of Japan. Auch aktuelle Inflationsdaten sind nächste Woche zu erwarten: aus Kanada am Dienstag, aus Grossbritannien sowie dem Euroraum am Mittwoch, und aus Japan am Freitag.
Rechtliche Hinweise