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Bei volatilen Märkten: Einmalig oder regelmässig investieren?


Für Investoren waren die letzten Jahre voller Aufs und Abs. Die Märkte waren so volatil wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.

Corona sorgte Anfang 2020 für einen massiven Ausverkauf internationaler Aktien. Aber die beispiellosen Konjunkturprogramme, die expansive Geldpolitik und die Hoffnung auf einen COVID-19-Impfstoff liessen die Kurse schnell wieder steigen. Am Ende legte der MSCI World Index 2020 um 15,9% zu.

Auch 2021 war unruhig, aber am Ende wurde die Erholung von den Lockdowns in den meisten Ländern zur Gewissheit. Der MSCI World stieg um 21,8%.

2022 schien dann ruhiger zu werden. Aber weit gefehlt: Russland griff die Ukraine an, die Ölpreise stiegen kräftig und die Notenbanken begannen aufgrund der rekordverdächtig hohen Inflation, ihre Geldpolitik zu straffen. Die Märkte reagierten erneut mit Volatilität.

Volatilitätsspitzen

Wir haben einen Turbulenzindex entwickelt, der auf Volatilitäts- und Korrelationsindikatoren beruht. Ein starker Anstieg des Index bedeutet, dass die Investoren risikoscheuer werden. Unsere Datenhistorie reicht über 20 Jahre zurück bis Anfang 2000. Mit dem Index können wir die Marktstimmung in dieser Zeit analysieren.

Als der COVID-19-Ausbruch in China im März 2020 zur Pandemie wurde, reagierten die Märkte verständlicherweise mit heftiger Volatilität. Der Index stieg auf 88,44, den höchsten Wert seit der internationalen Finanzkrise 2008.

2021 war die Volatilität dann recht niedrig. 41 Wochen lang war der Index einstellig, und das trotz grosser Unsicherheit über den Fortgang der Pandemie, der unsicheren Wirtschaftslage und einer Inflation auf Rekordhoch. Hinzu kamen weitere Unsicherheitsfaktoren, etwa die Präsidentschaftswahlen in den USA und die Weigerung von Donald Trump, seine Niederlage einzugestehen.

Anfang März dann liess der russische Einmarsch in die Ukraine den Turbulenzindex in nur einer Woche von 8,79 auf 21,65 steigen. Offensichtlich kann die Volatilität fast über Nacht nach oben schnellen.

Einmalanlagen oder regelmässige Investitionen?

In volatilen Zeiten fragen sich viele Anleger, wann sie investieren sollen. Aber Market Timing ist riskant. Wer in der Hoffnung auf weitere Kursverluste mit Anlagen zögert oder verkauft, um vielleicht später wieder günstiger einsteigen zu können, kann leicht die vielleicht höchsten Gewinne verpassen.

Natürlich ist die Wertentwicklung der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft, aber interessant ist das folgende Beispiel trotzdem: Wer vor 40 Jahren 1.000 US-Dollar in den MSCI World Index investiert hätte, hätte im Dezember 2021 22.039 US-Dollar besessen, ein jährlicher Ertrag von 7,8%. Ohne die fünf besten Handelstage dieses Zeitraums hätte der Jahresertrag nur 6,7% betragen bei einem deutlich niedrigeren Endvermögen von gerade einmal 14.931 US-Dollar.

Statt zu versuchen, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, könnten regelmässige kleinere Anlagen sehr viel klüger sein.

Natürlich kann man alles auf einmal anlegen. Wer aber regelmässig kleinere Beträge investiert, profitiert sofort von der Marktentwicklung, also von möglichen Kursgewinnen. Manchmal geben die Kurse aber auch nach: Wenn sie unmittelbar nach der Investition fallen, verliert die Anlage ebenfalls an Wert. Wer Anfang 2020, kurz vor Beginn der Pandemie, in internationale Aktien investiert hätte, hätte das schon bald zu spüren bekommen.

Investiert man aber regelmässig, muss man sich über den richtigen Einstiegszeitpunkt keine Gedanken machen. Auf Market Timing kann man dann verzichten. Man investiert einfach Monat für Monat kleinere Beträge – egal, ob die Kurse gerade fallen oder steigen.

Durchschnittskosten

Wer regelmässig kleinere Beträge investiert, kann vom Cost-Average-Effekt profitieren. Er führt zu stetigeren Erträgen, da man dann bei niedrigeren Kursen mehr und bei höheren Kursen weniger Aktien kauft.

Langfristig steigt man also zum Durchschnittskurs ein und gleicht damit die Marktvolatilität aus. Für langfristige Investoren, die regelmässig anlegen, kann die Volatilität dann sogar von Nutzen sein.

Nehmen wir an, Sie investieren zehn Monate lang jeweils 100 Euro. Bei einem Anteilspreis von 10 Euro im ersten Monat hätten Sie dafür also zehn Anteile bekommen.

Wenn der Preis in den folgenden fünf Monaten nur 7 Euro betragen hätte, hätten Sie jeweils 14 Anteile kaufen können. Hätte er in den restlichen vier Monaten 12 Euro betragen, hätten Sie jeweils nur acht Anteile erhalten.

Bei regelmässigen Anlagen von 100 Euro hätten Sie in den zehn Monaten also insgesamt 112 Anteile bekommen. Bei einer Einmalanlage von 1.000 Euro zu Beginn des 10-Monats-Zeitraums, als der Kurs 10 Euro betrug, besässen Sie nur 100 Anteile.

Angenommen, der Anteilspreis hätte sich zum Ende des 10-Monats-Zeitraums wieder auf 10 Euro erholt, wäre die Einmalanlage wieder 1.000 Euro wert. Bei regelmässigen Investitionen betrüge Ihr Vermögen aber 1.120 Euro, da Sie dann 112 Anteile besässen. Sie wären also um 120 Euro reicher.

Natürlich kann auch das Gegenteil passieren. Wenn die Kurse im Betrachtungszeitraum kontinuierlich gestiegen wären, hätten Sie immer weniger Anteile kaufen können und stünden am Ende schlechter da. Aber was auch immer Sie tun, bedenken Sie, dass niemand den besten Anlagezeitpunkt kennt. Wenn Sie aber langfristig investieren, sind die Aussichten auf Wertzuwachs am besten.

Langfristig investieren

Bis jetzt wurden 11,25 Milliarden Impfungen gegen COVID-19 verabreicht, und doch steigen in manchen Ländern wieder die Inzidenzen und es kommt zu neuen Lockdowns, etwa im März/April 2022 in China. Hier dürfen Millionen von Menschen erneut ihre Wohnungen nicht verlassen. Das kann grosse Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben, da viel verboten wird und die Wirtschaft daher schrumpfen kann.

Hinzu kamen zahlreiche Weltkrisen in den letzten Jahren, vom Handelskonflikt zwischen den USA und China bis zum russischen Einmarsch in die Ukraine. Dies zeigt, dass wir nie vor Volatilität gefeit sind.

Nicht vergessen sollte man auch, dass die Korrelationen zwischen den Assetklassen in unsicheren Zeiten zunehmen. Das sorgt für zusätzliche Instabilität.

Keine Assetklasse liegt immer vorn. Durch die Diversifikation nach Assetklassen und Ertragsquellen kann man sich daher hoffentlich besser auf Marktschwankungen vorbereiten, wann immer es dazu kommt.

Mit regelmässigen Anlagen können langfristige Investoren mitunter besser mit Volatilität zurechtkommen – und vielleicht können sie sogar von ihr profitieren.

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