Endlich!
Höchstwahrscheinlich wird die EZB diesen Donnerstag die Zinsen senken, auch wenn die jüngsten Daten nicht unbedingt hilfreich waren. Wir sind der Meinung, dass Zentralbanken mit einem ersten Zinsschritt nur in ganz besonderen Situationen warten sollten, bis alle Indikatoren dafür sprechen: wenn die langfristigen Inflationserwartungen aus dem Tritt geraten sind, wenn der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik nicht funktioniert, wenn Geld- und Fiskalpolitik auseinanderdriften und wenn es klare Anzeichen gibt, dass der neutrale Zins gestiegen ist. Aus unserer Sicht trifft derzeit nichts davon auf den Euroraum zu.
Da es kaum Zweifel daran gibt, dass die Geldpolitik restriktiv ist und dies auch nach einer Senkung um 25 Basispunkte bleiben wird, könnte die EZB unserer Meinung nach problemlos ein paar Worte über ihre Pläne für den Rest des laufenden Jahres verlieren. Wir gehen aber nicht davon aus, dass sie dies tut. Für Donnerstag erwarten wir kaum Aussagen über die nächsten Schritte, vor allem weil sich die Mitglieder des EZB-Rats alles andere als einig sind. Unserer Einschätzung nach wird er nach Donnerstag die Zinsen in diesem Jahr im September und im Dezember senken. Für ein solches umsichtiges Vorgehen sprechen die in manchen Bereichen des Dienstleistungssektors noch immer zögerliche Deflation und das Risiko, dass der Anstieg der Gewinnmargen der Unternehmen die Annäherung an den von der EZB angestrebten Inflationswert bremst. Ein solcher Anstieg erfordert allerdings eine weiterhin einigermaßen gute Konjunktur. Das Geschäftsvertrauen war im Euroraum zuletzt etwas besser, aber das Risiko eines nachlassenden Wirtschaftswachstums besteht aus unserer Sicht nach wie vor, sodass der EZB-Rat zu stärkeren Zinssenkungen bereit sein sollte. Datenabhängigkeit gilt für beide Richtungen.
Anders als im Euroraum sind die Bedingungen für ein Abwarten, bis alle Indikatoren passen, in den USA gegeben, meinen wir. Deshalb ist es nur zu verständlich, dass die Fed zögert, sich zu einem Zeitplan für die Zinswende zu äußern. Wir denken aber auch, dass die Daten jetzt allmählich einheitlicher werden. Beispielsweise mehren sich die Zeichen für einen nachlassenden Konsum. Ob wir recht haben, werden die Arbeitsmarktdaten dieser Woche zeigen: Am Dienstag wird die Zahl der neuen Stellen veröffentlicht, am Freitag die Beschäftigungsquote.
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