Investment Institute
Weltwirtschaft

Probleme mit der Leitung


  • Diese Woche wird die EZB vermutlich ihren Leitzins um 75 Basispunkte anheben. Deshalb stellt sich vor allem eine Frage: Wie wird die Zentralbank mit den überschüssigen Reserven umgehen? Die Antwort kann erhebliche Folgen für Fiskalpolitik und Finanzstabilität haben.
  • Nach dem Ausscheiden von Boris Johnson aus dem Rennen um die Führung von Partei und Regierung ist die Wende hin zu einer straffen Fiskalpolitik in Grossbritannien aus unserer Sicht unumkehrbar.

Wir gehen davon aus, dass sich die meisten unserer Leser in der Regel nicht viele Gedanken um die Leitungen in ihrem Haus machen, aber aus Erfahrung wissen wir auch, dass man kaum an etwas anderes denken kann, wenn es mal Probleme damit gibt. Das europäische Finanzproblem könnte jetzt ein solches „Leitungsproblem“ bekommen. Vermutlich geht es auf der Sitzung des EZB-Rats vor allem um eine weitere Leitzinserhöhung – wir rechnen mit 75 Basispunkten. Aber auch das drängende Problem der überschüssigen Reserven könnte ein Thema sein. Dies scheint zwar eine undurchsichtige technische Frage zu sein, ist aber wichtig. Schliesslich ist die Verzinsung dieser Reserven bei einem steigenden Einlagensatz mit erheblichen Kosten für die Zentralbank und letztlich auch für die Staatshaushalte verbunden. Und das in einer Zeit, in der die Regierungen immer weniger finanziellen Spielraum haben.

Was das für die Liquidität bedeutet, ist schwer zu sagen: Bei einer frühzeitigen Auflösung der TLTROs (eine der Möglichkeiten, überschüssige Reserven abzubauen) würde eine beträchtliche Menge an Anleihen auf den Markt geworfen, während zugleich die Sicherheiten knapp sind. Eine zu schnelle quantitative Straffung würde aber die bereits schwierigen Bedingungen auf dem Anleihemarkt noch verschärfen. Wir gehen davon aus, dass die EZB die ganz vorsichtige Variante wählt und ihre Entscheidung vertagt. Dennoch halten wir die enorm schnelle Straffung der Geldpolitik überall für bedenklich, weil dies unweigerlich die Finanzstabilität gefährden könnte.

Zuletzt hat Grossbritannien weltweit für Probleme gesorgt. Die Reaktion der Märkte darauf, dass verhältnismässig viele Parlamentsmitglieder am letzten Freitag bereit waren, die Rückkehr des früheren Premierministers Boris Johnson zu unterstützen, zeigt, dass die Investoren eine umsichtige konservative Finanzpolitik bevorzugen. Johnson hätte sie aber nur schwer repräsentieren können – selbst wenn er im Falle eines Wahlsiegs vermutlich Jeremy Hunt als Finanzminister behalten hätte.  Da Johnson seit Sonntagabend aus dem Rennen ist, spricht alles für einen finanzpolitischen Sparkurs, unabhängig davon, welcher der beiden verbleibenden Kandidaten (der jetzt klare Favorit Rishi Sunak oder Penny Mordaunt) gewinnen wird.  Beide waren Befürworter des Brexit, aber wir haben unsere Meinung von letzter Woche nicht geändert: Weil Grossbritannien nicht mehr so gut in der Lage ist, einen einsamen Wirtschaftskurs zu fahren, ist eine allmähliche Verbesserung der Beziehungen mit der EU jetzt der einzig gangbare Weg.

Ähnliche Artikel

Weltwirtschaft

Finanzierung der Steuersenkungen durch höhere CO2-Emissionen

Weltwirtschaft

Fast & Furious?

Weltwirtschaft

Oktober Op-ed - Zentralbanken: Treffen in der Mitte

    Rechtliche Hinweise

    Die Informationen dieser Internetseite richten sich an Anleger mit Sitz in der Schweiz.

    Für die unberechtigte Nutzung der Internetseite übernimmt AXA Investment Managers Schweiz AG (AXA IM) keine Haftung.

    Diese Webseite dient ausschliesslich Werbe- und Informationszwecken. Die publizierten Informationen und Meinungsäusserungen werden ausschliesslich zum persönlichen Gebrauch bereitgestellt. Die in diesem Dokument von AXA IM zur Verfügung gestellten Informationen, Daten, Zahlen, Meinungen, Aussagen, Analysen, Prognose- und Simulationsdarstellungen, Konzepte sowie sonstigen Angaben beruhen auf unserem Sach- und Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung und können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

    AXA Investment Managers Schweiz AG übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der publizierten Informationen und Meinungsäusserungen. AXA Investment Managers Schweiz AG ist insbesondere nicht verpflichtet, nicht mehr aktuelle Informationen zu entfernen bzw. diese ausdrücklich als solche zu kennzeichnen. Soweit die in diesem Dokument enthaltenen Daten von Dritten stammen, übernimmt AXA IM für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr, auch wenn nur solche Daten verwendet werden, die als zuverlässig erachtet werden.

    Die Angaben auf der Internetseite der AXA Investment Managers Schweiz AG stellen weder Entscheidungshilfen für wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche oder andere Beratungsfragen dar, noch dürfen allein aufgrund dieser Angaben Anlage- oder sonstige Entscheidungen gefällt werden.  Vor jeder Investitionsentscheidung sollte eine ausführliche und an der Kundensituation ausgerichtete Beratung erfolgen.

    Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr und ist kein Indikator für zukünftige Anlageergebnisse und/oder die zukünftige Wertentwicklung oder Rendite einer Anlage. Wert und Rendite einer Anlage können steigen oder fallen und werden nicht garantiert.

    AXA Investment Managers Schweiz AG