Ursachen und Währungen
In der letzten Woche kam eine Flut an US-Daten heraus, aber die Märkte schauten ausschliesslich auf die unerwartet hohe Kerninflation. Letzten Freitag wurde im Durchschnitt nur noch mit eineinhalb Zinssenkungen in diesem Jahr gerechnet. Die Einzelheiten des PCE-Inflators brachten nicht mehr Erleichterung als die Gesamtzahl: Im Dienstleistungssektor hat die Inflation weiter angezogen, und in der Fertigung ist die 3-Monats-Teuerung p.a. erstmals seit Juni letzten Jahres wieder gestiegen. Wir gehen davon aus, dass Jerome Powell diese Woche klarstellen wird, dass die Fed ihren Leitzins nicht so bald senken kann. Dennoch erwarten wir nach wie vor für dieses Jahr zwei Senkungen (die erste im September), weil wir annehmen, dass das unerwartet schwache BIP-Wachstum im 1. Quartal – zum ersten Mal seit fast zwei Jahren unter dem Potenzialwachstum – den Beginn eines anhaltenden Abschwungs in Aussicht stellt. Er würde einen erneuten Inflationsrückgang erleichtern, vor allem angesichts der insgesamt strafferen Finanzbedingungen. Die 10-Jahres-Renditen sind wieder so hoch wie zuletzt im Herbst 2023.
Dennoch hat eine weitere Runde „höher für länger“ ernsthafte Auswirkungen für den Rest der Welt. Darüber, dass die Zinsen im Euroraum im Juni gesenkt werden sollen, dürfte man sich im EZB-Rat jetzt weitgehend einig sein, aber die Falken könnten einwenden, dass das Risiko einer importierten Inflation durch eine Abwertung des Euro steigen wird, wenn die EZB zu sehr von der Fed abweicht. Fabio Panetta von der Banca d‘Italia hat sich letzte Woche stark für eine Entkopplung ausgesprochen. Er warnte, dass die Finanzbedingungen weltweit insgesamt straffer würden, wenn die Fed ihre Zinsen länger auf dem aktuellen Niveau liesse. Wir haben einige Punkte der Analyse untersucht, auf die Panetta in seiner Rede Bezug nahm, und in der die Auswirkungen der US-Geldpolitik konkretisiert werden. Wie er sind wir der Meinung, dass eine Notenbank den Folgen einer weiterhin restriktiven US-Geldpolitik mit Leitzinssenkungen entgegenwirken sollte, wenn der Inflationsdrucks im eigenen Land nachlässt und das Angebot schwach ist. Die Bank of Japan steht schon jetzt vor dem Problem, dass der Yen enorm unter Druck gerät. Zurzeit liegt er unter dem Niveau, bei dem die Notenbank 2022 zu Währungsinterventionen gegriffen hatte. Die jüngsten Inflationsdaten geben Uedas Ansatz einer vorsichtiger Normalisierung der Geldpolitik allerdings Recht.
Rechtliche Hinweise