Hauptversammlungen 2023: Neue Herausforderungen zeigen, was ver-antwortungsvolle Investoren bewirkt haben
Im Überblick
- In den letzten Jahren haben sich die Jahreshauptversammlungen (JHVen) grundlegend verändert. Unternehmen wurden von verantwortungsvollen Investoren aufgerufen, höhere Standards für Berichterstattung und Governance einzuhalten.
- In der letzten Hauptversammlungssaison kamen spannende Themen zur Angemessenheit von Vergütungspaketen, zu Unterschieden zwischen ESG-Anträgen und Bedenken im Zusammenhang mit der Rolle der Stimmrechtsvertretung zu Sprache.
- Das Umfeld ist komplexer geworden, mit Folgen für die JHVen, weil konkurrierende Interessen im Spiel sind. Aber wir betrachten dies als ein Zeichen für die Bemühungen, Nachhaltigkeit und gute Governance in den Mittelpunkt der Unternehmensentscheidungen zu stellen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Umgang mit Corporate Governance grundlegend verändert. Früher waren JHVen eintönige Veranstaltungen, auf denen Anträge der Verwaltung von Aktionären durchgewunken wurden, die wenig Lust hatten, ein Fass aufzumachen. Aber eine Reihe von Governance-Krisen zu Beginn des Jahrhunderts und kontinuierliche Regulierungsänderungen haben Assetmanager und andere Stakeholder veranlasst, sich in das Thema Governance einzuarbeiten, sodass Unternehmen ihren Aktionären jetzt mehr Rechenschaft ablegen müssen.
In vielerlei Hinsicht ist dies dem Verantwortlichen Investieren zu verdanken. Aktiven, engagierten Investoren ist es gelungen, die möglichen Chancen und Risiken ökologischer, sozialer und governancebezogener (ESG) Herausforderungen aufzuzeigen und sie zu einem festen Bestandteil der Diskussionen über die Performance von Unternehmen zu machen. Eintönige JHVen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen befassen sich Unternehmen aktiv, umfassend und ernsthaft mit den Bedenken von Investoren. Kurz über lang profitieren davon aus unserer Sicht alle Stakeholder.
Traditionelle Governance-Themen entwickeln sich weiter. Beispielsweise finden in einigen Ländern immer häufiger Abstimmungen über Vergütungen („Say-on-Pay“-) statt. Besonders interessant ist aber, wie jetzt Aktionärserwartungen zu ESG-Themen berücksichtigt werden. Das zeigt sich zum einen daran, dass sich die Zahl der Aktionärsanträge mit ESG-Bezug vervielfacht hat. Zum anderen beantragen Unternehmen schon selbst die Abstimmung zu Klimafragen, häufig in Reaktion auf den Druck seitens ihrer Investoren.
JHVen sind heute eine Chance für Aktionäre, Geschäftsleitungen und zunehmend auch die Zivilgesellschaft, miteinander ins Gespräch zu kommen, die man nicht verpassen sollte. In diesem Artikel erörtern wir drei wichtige Trends, die sich auf den Jahreshauptversammlungen 2023 herausgebildet haben. Sie zeigen, wie ESG-Themen in den Versammlungen behandelt werden, und dass Abstimmungen auf JHVen ein effizienter Weg für Investoren sind, ihrer Verantwortung für das von ihnen gemanagte Vermögen gerecht zu werden.
Rechtliche Hinweise