Vom steigenden Strombedarf profitieren: Investmentchancen mit erneuerbarer Energie durch Datencenter-Boom in den USA
Vom rasanten Aufstieg des Cloud-Computings bis hin zur exponentiellen Verbreitung Künstlicher Intelligenz (KI) – die technologische Entwicklung schreitet unaufhaltsam voran und erfordert immer mehr Strom, um die dafür benötigten Rechenzentren zu betreiben.
Datenzentren, also physische Gebäude, die Server, Netzwerke, Speicherinfrastruktur und andere Hardware beherbergen, verbrauchen enorm viel Energie. 2022 waren es weltweit geschätzte 460 Terawattstunden (TWh), und für 2026 wird ein Stromverbrauch von über 1.000 TWh erwartet – in etwa so viel wie in ganz Japan in einem Jahr.1 Bis 2034 dürften Datenzentren weltweit 1.580 TWh verbrauchen, also etwa so viel wie ganz Indien.2
Zurzeit gibt es weltweit über 10.000 Datenzentren, die Hälfte davon in den USA, wo sie schätzungsweise 4% des Stroms benötigen, den die grösste Volkswirtschaft produziert.3
Bis 2030 dürften es sogar bis zu 9,1% sein, aber es gibt regionale Unterschiede. In Virginia, wo es die meisten Datenzentren gibt, beträgt ihr Anteil am Stromverbrauch des Staates sogar 50%.4
In anderen Bundesstaaten mit zahlreichen Datenzentren, beispielsweise in Texas und Kalifornien, sind die Grundstückspreise günstiger, und die Internetverbindung ist stabil und schnell. Zudem gibt es viele gut ausgebildete Arbeitskräfte und mehr als ausreichend Energiequellen – zunehmend erneuerbare wie Wind- und Solarkraft.
Partnerschaften mit erneuerbaren Stromerzeugern
Erneuerbare Energie ist sowohl der günstigste als auch der sauberste Weg, den steigenden Strombedarf für Datenzentren zu decken. Deshalb arbeiten viele grosse Technologieunternehmen mit entsprechenden Anbietern und Versorgern zusammen, um den Ausbau der Erneuerbaren zu unterstützen. Beispielsweise hat Microsoft eine Kooperation mit Brookfield Renewable Partners, einem Entwickler erneuerbarer Energiequellen. Ziel ist, die Kapazität auszubauen, um die Microsoft-Datenzentren in den USA und in Europa zu versorgen.5 Und Amazon hat kürzlich ein mit Kernkraft betriebenes Datenzentrum in Pennsylvania von Talen Energy gekauft.6
Aber der Aufbau neuer Kernkraftwerke zusammen mit Datenzentren ist vermutlich keine Lösung für alle, da es nur wenige andere geeignete Standorte gibt und es auf Kritik stösst, wenn man bei der Stromverteilung Datenzentren den Privathaushalten und Unternehmen vor Ort vorzieht.
Hyperscaler, also grosse Technologieunternehmen mit riesigen weltweiten Datenzentren-Netzwerken, wollen schnell und stark wachsen, damit sie keine Marktanteile im Zusammenhang mit KI oder der Cloud verlieren. Das begünstigt grössere Energieunternehmen, die bereits bewiesen haben, dass sie schnell neue Kapazitäten aufbauen können und bereits neue Projekte planen, und deshalb rasch liefern können.
Ausserdem schliessen Unternehmen langfristige Partnerschaften, die für Anbieter wie Kunden beiderseitig von Vorteil sind und Investoren eine gewisse Prognostizierbarkeit bieten. Amazon, Microsoft, Meta und Google sind die vier grössten Unterzeichner von Stromabnahmeverträgen für erneuerbare Energie von Unternehmen (Power Purchase Agreements, PPAs7 ). Das sind im Wesentlichen langfristige Vereinbarungen mit festgeschriebenen Strompreisen, die sowohl dem Käufer als auch dem Verkäufer Transparenz und ein gewisses Mass an Sicherheit bieten. Die Zahl der PPAs für erneuerbare Energie steigt. Das spiegelt die Entwicklung von Angebot und Nachfrage wider und könnte steigende Erträge für die Anbieter bedeuten.8
Ein ebenfalls interessantes Thema ist der Wasserverbrauch in Gegenden mit Datenzentren, die Zehn-, wenn nicht Hunderttausende Liter Wasser zur Kühlung der Hardware benötigen. Datenzentren sind kein geschlossener Kreislauf, sodass Wasser verloren geht, aber mit der zunehmenden Effizienz der Ausrüstung steigt auch die Nachhaltigkeit. Ausserdem wollen Technologieunternehmen wie Amazon bis 2030 „wasserpositiv“ werden, also mehr Wasser in die Gemeinden und die Umwelt zurückführen, als sie in ihren Datenzentren verbrauchen.9
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Ein stabiles Umfeld
Durch die steigende Nachfrage nach erneuerbarer Energie, die von Regierungen unterstützt wird, entsteht etwas, das wir für einen langfristigen Investmenttrend halten. In den USA bleibt das Umfeld für erneuerbare Energieinvestments gut – unter anderem wegen des Inflation Reduction Act (IRA) aus dem Jahr 2022, mit dem die Dekarbonisierung gefördert wird, und dem 2021 verabschiedeten Bipartisan Infrastructure Law, das Ausbau und Modernisierung der Abwasserinfrastruktur und des Stromnetzes unterstützt. Die Investitionen in die Erzeugung erneuerbarer Energie sowie in die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid und andere Formen der Dekarbonisierung der Industrie sind in den letzten zwei Jahren seit dem Inkrafttreten des IRA im Vergleich zum vorangegangenen Zweijahreszeitraum um 34 % gestiegen.10
Vermutlich bieten sich in allen Bereichen Chancen – von Ausrüstern wie Eaton, die Kabel und Transformatoren herstellen, durch die Wind- und Sonnenenergie ins Netz und zu den Datenzentren gelangen, bis zu Entwicklern erneuerbarer Energiekapazitäten wie Brookfield und NextEra.
Eaton stellt Transformatoren her, bietet aber auch Software für das Management von Datenzentren, unter anderem, um Hyperscalern zu helfen, ihre Prozesse effizienter zu machen und Stromausfälle zu verhindern. Angesichts der steigenden Stromnachfrage dürften sich immer mehr Investoren für Unternehmen interessieren, die zu mehr Energieeffizienz beitragen.
Auch Firmen aus den ausgelagerten Bereichen Maschinenbau und Einkauf könnten aussichtsreich sein. Zu ihnen zählt beispielsweise Quanta Service, das die Stromnetzinfrastruktur konzipiert, baut und wartet.
Quanta bietet Infrastrukturlösungen für das SunZia Southwest Transmission Project, eine 885 Kilometer lange Stromleitung und das vermutlich grösste US-Projekt für saubere Energieinfrastruktur aller Zeiten.11 Hinzu kommt, dass Quanta kürzlich Cupertino Electric übernommen hat, einen Spezialisten für Strominfrastruktur. Dadurch steigt sein Anteil am recht zersplitterten Datenzentren-Markt. Ausserdem hat der Markt hohe Eintrittsbarrieren, beispielsweise braucht man gut ausgebildete Arbeitskräfte.
Auch Grösse ist eine Markteintrittsschranke, von der grössere Akteure wie das in Florida ansässige Unternehmen NextEra Energy profitieren. NextEra ist in 49 US-Staaten vertreten und kann dank seiner Grösse Mengenrabatte für Ausrüstungsprodukte wie Solarpanels und vermutlich auch niedrigere Fremdkapitalzinsen verhandeln.12
Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach erneuerbarer Energie weiter steigen wird, weil immer mehr Strom gebraucht wird – nicht nur im Zuge der Bekämpfung des Klimawandels, sondern auch wegen der grösseren Unabhängigkeit, stabiler Preise und niedrigerer Kosten.
Diese Faktoren tragen zum strukturellen Wandel bei, sowohl bei der Energiewende als auch bei der zunehmenden Digitalisierung. Dabei könnten langfristige Chancen für Investoren entstehen – im Bereich erneuerbare Energie und mit zahlreichen Unternehmen, die diesen Sektor unterstützen.
Die genannten Unternehmen dienen nur zur Illustration (Stand 12. September 2024) und sind danach möglicherweise nicht mehr im Portfolio enthalten. Dieses Dokument ist kein Investmentresearch und keine Finanzanalyse im Zusammenhang mit Transaktionen in Finanzinstrumenten. Es ist auch kein Angebot, eine Anlage oder ein Produkt zu kaufen oder zu verkaufen oder eine Leistung in Anspruch zu nehmen. Es sollte auch nicht als Aufforderung oder Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung, als Empfehlung für eine Anlagestrategie oder als personalisierte Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren angesehen werden.
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