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Nachhaltigkeit

Warum so negativ? Nachhaltiges Investieren ist einfach besser!

Im Überblick
Die zuletzt schwächere Performance und offene Fragen zum verantwortlichen Investieren weckten Zweifel an ESG-Strategien.
Trotz allem sind wir fest davon überzeugt, dass ein stabiler Investmentprozess einen soliden ESG-Rahmen erfordert.
Fortschritt braucht Zeit, aber Geschäftsmodelle, Verbraucherverhalten und Vorschriften ändern sich. Das kann für neue Anlagechancen sorgen.

Verantwortliches Investieren steht im Kreuzfeuer. Als verantwortliche Investoren, die die Nachhaltigkeitswende wollen, möchten wir Unternehmen finden und fördern, die in puncto ESG führend sind – und die deshalb die Portfolios unserer Kunden stabilisieren und ihre Performance stärken können. Viel spricht dafür, dass die Weltwirtschaft in den nächsten zehn Jahren nachhaltiger und gerechter wird.

Dennoch halten manche Kritiker ESG vor allem für Greenwashing. Wieder andere glauben, dass nachhaltiges Investieren nur vom eigentlichen Ziel – der optimalen Anlageperformance – ablenkt. Sie glauben, dass ESG das Anlageuniversum einschränkt und deshalb das Ertragspotenzial mindert.

Genau das ist aus unserer Sicht der zentrale Einwand. Aber dafür gibt es, wenn überhaupt, nur wenig empirische Evidenz.

Warum dann also diese Angriffe auf das verantwortliche Investieren aus unterschiedlichen Richtungen?


Der lange Schatten von 2022

Die Kritik an ESG lässt sich bis 2022 zurückverfolgen, als die Sektorstruktur von Nachhaltigkeitsindizes aufgrund der vorübergehend hohen Energiepreise die Performance schwächte. Ölwerte und andere Energieaktien legten nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine kräftig zu. Skeptikern lieferte das Argumente für ihre These, dass ESG nur eine Mode gewesen sei.

Die Mindererträge von Energiewerten im Jahr 2023 hätten das eigentlich widerlegen müssen, aber die menschliche Erinnerung ist nun einmal selektiv. ESG-Fonds haben das Stigma von 2022 noch immer nicht abgeschüttelt, obwohl das Jahr eine Ausnahme war und ESG-Indizes anschliessend wieder vorn lagen.

Wir glauben daher nicht, dass die Kritik Bestand hat. Aus Anlegersicht spricht nichts gegen einen Ansatz, der neben überdurchschnittlichem Finanzertrag auch nicht finanzielle Ziele wie Klimaschutz im Blick hat. Wahrscheinlich wird ESG aber erst dann die nötige Akzeptanz finden, wenn man genauer weiss, wie sich Unternehmen, Staat und Regulierung entwickeln. Davon hängt schliesslich ab, wie interessant ESG wirtschaftlich ist. Aber bis dahin könnten noch einige Jahre vergehen.


Argumente für ESG

Kurzfristige Mindererträge mögen ESG geschadet haben. Die nachlassende Akzeptanz könnte aber auch mit der Unklarheit darüber zu tun haben, was ESG eigentlich ausmacht.

Keinesfalls bedeutet ESG, dass übereifrige verantwortliche Investoren mit dem Geld ihrer Kunden ihre eigenen Nachhaltigkeitsvorstellungen umsetzen wollen. Nein, ESG ist vor allem ein Rahmen zur Beurteilung von Unternehmen und ihrem Geschäftsumfeld anhand wichtiger Risikofaktoren. Es gibt klare Belege dafür, dass sozial verantwortliche Unternehmen mit einem niedrigen CO2-Fussabdruck und einer vorbildlichen Corporate Governance mittel- bis langfristig Mehrertrag gegenüber ihren Wettbewerbern verzeichnen. Wer in sie investiert, verbessert das Risiko-Ertrags-Profil des Portfolios.

Wir sind deshalb davon überzeugt, dass ein stabiler aktiver Investmentprozess einen soliden ESG-Rahmen erfordert. Wenn Investoren Unternehmen langfristig beurteilen wollen, müssen sie alle Risiken kennen – nicht nur Geschäfts- und Marktrisiken, sondern auch rechtliche Risiken, Änderungen des Verbraucherverhaltens, veränderte Haltungen der Gesellschaft und eine stärker nachhaltigkeitsorientierte Regulierung. Das alles sind echte Risiken, aber auch echte Anlagechancen.

Wichtig ist dabei, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle ändern. Sie werden nicht nur nachhaltiger, sondern achten auch immer mehr auf eine transparente Berichterstattung über vielfältige Themen. Die meisten Unternehmen legen heute Nachhaltigkeitsberichte vor, weil sich ihre Geschäftspraxis verändert. Als Investoren wählen wir Firmen nicht deshalb aus, weil sie „ESG-Unternehmen“ sind, sondern weil wir ihnen eine gute Performance zutrauen.

Hinzu kommt, dass Unternehmen nicht im luftleeren Raum arbeiten. Wir befinden uns gerade inmitten zweier Revolutionen: Technologiewende und Energiewende. Beide werden massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben – und zunehmend auch auf die Arbeitsweise von Unternehmen. Wenn ein Investor die Risiken dieser grundlegenden Veränderungen nicht oder nur unvollständig analysiert, wird er kaum wissen, ob ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein kann.

Etwas anderes wurde angesichts des ESG-Hypes oft vergessen. Es gibt aber keinen Zweifel daran, dass die vielfältigen Strategien der Assetmanager, die sich noch dazu ständig ändern, der Klarheit eher abträglich sind. ESG-Ansätze reichen von sehr aktiv und engagiert bis zu sehr pragmatisch, mit grossem Entscheidungsspielraum der Kunden etwa bei Hauptversammlungsabstimmungen. Manche Unternehmen versuchen zunehmend, verschiedene Ansätze anzubieten, je nach Kunde und Kontinent.

Manche Beobachter meinen, dass all dies wenig zur Glaubwürdigkeit von ESG beigetragen hat. Gerade in einem so komplizierten Bereich zählt aber Verständlichkeit. Die unterschiedlichen, länderspezifischen Richtlinien zur nachhaltigen Finanzierung machten es nicht besser; Komplexität und Verwirrung nahmen weiter zu. Zweifellos sind Vereinfachungen und eine bessere Vergleichbarkeit nötig. Zurzeit haben wir einfach zu viele unterschiedliche Kennziffern, Ziele und Definitionen.

Aber auch die Assetmanager könnten transparenter sein. Natürlich steht es ihnen frei, unterschiedliche Richtlinien anzuwenden und zu wählen, welchen der vielen Investoreninitiativen sie beitreten, um gemeinsam Veränderungen zu bewirken. Man kann ein mehr oder weniger verantwortlicher Investor sein. Aber man sollte als Assetmanager transparenter darüber informieren, wie man sich entscheidet, welchen Ansatz man anbietet und warum. Dann haben Kapitaleigner und andere Investoren eine bessere Informationsbasis für ihre Entscheidungen.


Und jetzt?

Als aktiver Assetmanager, dem verantwortliches Investieren wichtig ist, rechnen wir mit folgenden Entwicklungen.

Erstens: Anlagestrategien mit dem Ziel, weniger fossile Brennstoffe einzusetzen, sind schlicht und einfach wirtschaftlich sinnvoll. Unternehmen, die ihre Treibhausgasemissionen massiv senken, verzeichnen eine mindestens genauso gute Performance wie ihre Benchmarks, wenn nicht eine bessere.1  Bemühungen der Unternehmen um Veränderungen müssen nicht zulasten der Aktionäre gehen.

Zweitens: Schon jetzt hat sich viel getan. Regulierungen, Daten, Richtlinien und Benchmarks haben sich weiterentwickelt, sodass Unternehmen und Assetmanager genau informieren und fundierte Anlageentscheidungen treffen können. Assetmanager können viele Veränderungen ignorieren – aber wer die Energiewende ausser Acht lässt, ignoriert die Auswirkungen der milliardenschweren Programme, mit denen die Regierungen schon jetzt wirtschaftlichen Wandel fördern, die Dekarbonisierung emissionsintensiver Unternehmen unterstützen (oder erzwingen) und Firmen helfen, die dafür nötigen Lösungen anzubieten.

Drittens: Wir sollten nicht so tun, als ob die Energiewende ohne schmerzhafte Veränderungen auskäme. Es gibt physische und gesellschaftliche Kosten, was den Regierungen das Leben nicht einfacher macht. In vielen Regionen werden mehr erneuerbare Energien verwendet, weil sie rasch immer billiger werden. Die Energiewende hat aber auch Auswirkungen, die oft unterschlagen werden. Hier ist mehr Ehrlichkeit gefragt.

Und das bringt mich zu meinem letzten Punkt: Fortschritt braucht Zeit. Viele Unternehmen machen Klimazusagen, entwickeln glaubwürdige Pläne und setzen sie auch um. Dennoch wäre es vermessen zu glauben, dass grosse Investoren genauso schnell sind. Institutionelle Kapitaleigner können ihre Anlageportfolios nicht über Nacht umschichten, um ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Die praktischen Schwierigkeiten einer umfassenden ESG-Integration in unterschiedliche Assetklassen verlangen Geduld.

Wird ESG in fünf Jahren noch immer so unter Druck stehen wie heute? Ich glaube nicht. Da die Politik mehr Einsatz fordert und immer mehr in die Verringerung der CO2-Emissionen investiert werden muss, werden erneuerbare Energien wirtschaftlich immer interessanter. ESG-Investitionen können davon profitieren und eine bessere langfristige Investmentperformance ermöglichen. Natürlich wird nicht alles glatt verlaufen, aber viele Einwände gegen ESG verfehlen den entscheidenden Punkt: Es geht nicht um politische Ziele oder den Verzicht auf Erträge. In der Welt von heute ist nachhaltiges Investieren einfach besseres Investieren.

In wenigen Jahren wird das Akronym ESG überflüssig sein. Wenn man dann die Risiken für ein Unternehmen beurteilt, wird man ganz selbstverständlich auch Risiken durch Klimawandel, Umwelthaftung, die soziale Lage der Mitarbeiter und Corporate Governance berücksichtigen. All diese Faktoren, die massgeblich von der Regulierung und den Anlegerpräferenzen abhängen, werden dann auch in klassische Anlageentscheidungen einfliessen. Nachhaltige Anlageerträge erfordern nachhaltige Geschäftsmodelle. Es reicht nicht, einfach nur Produkte zu verkaufen. Unternehmen müssen sich so positionieren, dass sie auch dann Erfolg haben können, wenn nicht finanzielle Risiken leichter zu quantifizieren sind.

Dieser Artikel wurde zuerst in Pensions & Investments veröffentlicht.

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